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Der überliefertermaßen nächtliche Kult des Gottes Mithras, eine oft sternenbestückte Gewölbedecke in den nachtdunklen Mithräen, vor allem aber die Ikonografie der Kultbilder sowie der Vergleich des römischen Gottes mit dem alten iranischen Mithra haben Maria Weiß 1996 zu einer neuen Deutung des Mithras geführt, die erstmals eine weitgehende Entschlüsselung der Kultbilder ermöglicht. In der Weiß'schen Deutung ist Mithras der nächtliche Sternenhimmel, der seine Identität dem unvoreingenommenen Betrachter schon allein dadurch offen kundtut, dass er sich vor einem ursprünglich nachtblau bemalten und bestirnten Halbrund präsentiert, mit Sternen auf dem nachflatternden Umhang (chlamys), teils sogar auf Tunika und Beinkleid. Als Nachthimmel ist Mithras nur eine Hälfte des Himmels. Die andere ist der römische Sonnengott Sol, der, wie die Inschriften zeigen, mit Mithras als "Sol Mithras" zu einer Namenseinheit zusammengefaßt ist. Sol wird in dieser dualen Gemeinschaft zum Taghimmel, repräsentiert also die Sonne in den ca. sechs von ihr in Tageslicht getauchten Tierkreiszeichen und dreht sich mit Mithras gemeinsam einmal täglich um dieselbe Achse (im alten Weltbild!) Deshalb wird er in den Inschriften manchmal comes= Begleiter oder socius=Partner des Mithras genannt. Der Doppelname Sol Mithras ist demnach keine synkretische Zusammenfassung zweier identischer Götter, die die Sonne bedeuten - wie sie etwa in Sol Helios vorliegt - sondern vereinter Gegensatz; ist Verbindung mit dem kosmischen Gegenüber, was anhand von Beispielen  (Ashmolean-Brosche u.a.) erhärtet werden kann. Sol und Mithras, Tag und Nacht, sind eine Gottheit in zwei Personen, "eine der göttlichen Polaritäten von Licht und Dunkel" vergleichbar mit dem ägyptischen Re-Osiris oder Osiris-Re, von dem es auf einem Götterbild heißt: Das ist Osiris, der untergeht als Re, Re ist das, der untergeht als Osiris ( M. Münster bei Marion Giebel, Das Geheimnis der Mysterien, 1990, 184). Obwohl die Natur Sol und Mithras streng geschieden hat, (siehe CIMRM 1083 - Rückseite - wo ein zweischneidiges Schwert zwischen beiden aufgestellt ist,) kontrollieren sie gemeinsamen das All und bringen alle Naturerscheinungen wie Regen, Gewitter, Wachstum und Reife (bzw. Ernte)  sowie die Jahreszeiten und die Mondphasen hervor, die in den Kleinszenen rund um die Stiertötung dargestellt sind. Auch die Deutung dieser Kleinbilder ist zum größten Teil neu, mit dem Ergebnis, daß sich die Szenen als Wirkungsweisen des Sol Mithras erstmals auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen. Weil sich Sol und Mithras am Himmel gegenüberliegen und der auf den Kultbildern gezeigte Himmelsausschnitt nur einer Person vorbehalten sein kann, tritt auf den Monumenten mit Ausnahme der Jahreszeitenbilder (und CIMRM 1275/Mannheim, das nur in dieser Deutung erklärbar ist,) immer nur eine Person menschengestaltig auf: Mithras. Er ist primus inter pares, denn er ist es, der das Himmelsgewölbe dreht, indem er die Tagseite mit der Sonne vor sich herschiebt und damit die Sonne auf- und untergehen läßt (siehe CIMRM 985, Trier!). So erklären sich Tag und Nacht, während sich die Jahreszeiten als längere Tage bzw. längere Nächte aus dem wechselnden Verhältnis von Sol und Mithras herleiten (siehe die Standard-Kleinszenen von Sol und Mithras!) Die Stiertötung im Zentrum der Kultbilder hat ihr Vorbild in einem alten indo-iranischen Mythos von der Tötung des Mondes (die einschlägige Mythologie setzt Stier und Mond gleich). Der Mond gilt von jeher als Urbild der Auferstehung, denn er verschwindet als Neumond und erscheint danach wieder am Himmel. Er ist wiedergeboren. Im Kult wurde sein Verschwinden offenbar als mythische Tötung durch Sol Mithras dargestellt, der damit die Auferstehung oder Wiedergeburt stiftet. Für den Mithrasmysten ist die Wiedergeburt des Mondes Symbol und Garantie,daß auch er wiedergeboren wird: im Fixsternhimmel. Der Aufstieg dorthin führt nach Celsus zunächst durch die Planetensphäre. Er kann sich aber wohl nur vollziehen, wenn der Weg für den Übertritt von der Erde zum Mond und von da zur Sonne geebnet ist, d.h. wenn diese "Planeten" (als die sie in der Antike galten) auf einer Geraden liegen (R.Beck, In The Place of the Lion...In J.R. Hinnells ed. Studies in Mithraism (1994) 48f.) Das ist im Neumond der Fall. Sol Mithras als Verursacher des Neumonds ist also auch der Eröffner einer Seelenstraße (Ders. passim) über fernere Planeten zum Fixsternhimmel, deren Kenntnis wohl mehr als alles andere von der Arkandisziplin betroffen war. Diese Straße ist in den Sternbildern angedeutet, die sich unter bzw. neben dem Stier befinden

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